Wie das Internet den internationalen Wettenmarkt verändert hat

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Wetten auf Sportereignisse sind so alt wie die Zivilisation. Schon in der Antike haben die alten Römer und Griechen bei Rennen und Spielen auf ihre Favoriten gesetzt. In Deutschland gehört es dank mehr als 70 Jahren staatliches Toto vor allem beim Fußball dazu, seine Vereinstreue auch durch Tipps zu beweisen.

Doch dank dem Internet holen andere Sportarten auf, was die Beliebtheit bei Zockern anbelangt. Insgesamt erzielte die Wettbranche in der Bundesrepublik im Jahr 2018 einen Umsatz in Höhe von 8,8 Milliarden Euro – rund doppelt so viel wie noch vier Jahre zuvor. Davon entfielen mehr als 7,3 Milliarden Euro auf Tipps bei privaten Anbietern, die überwiegend online agieren.

Das Angebot wird künftig noch vielfältiger, weil mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag der Länder nicht nur erstmals Online-Casinos im gesamten Land legalisiert werden, sondern auch der Sportwettenbereich neu geregelt wird. Bislang waren nur ausgewählte Sportarten und Ereignisse wie zum Beispiel Fußball und Pferderennen für Wetteinsätze zugelassen. Das ändert sich im Sommer endgültig, und bereits jetzt besitzen ausgesuchte, seriöse Online-Wettbüros deutsche Lizenzen, so dass die Kunden damit auch Rechtssicherheit bekommen.

Das Internet erlaubt aber nicht nur den Besuch von Webseiten rund um die Uhr und den schnellen Vergleich von Quoten und Angeboten. Dank Streamingkanälen und Plattformen wie YouTube und Twitch können die Fans ein immer breiter werdendes Angebot an Sportarten weltweit verfolgen und gegebenenfalls darauf wetten.

Zu den Nischensportarten und -ligen aus deutscher Sicht gehört unter anderem die US-amerikanische National Football League. Obwohl deren Finalspiel, der Super Bowl, weltweit Legionen von Fans vor die Bildschirme zieht – allein in Deutschland waren es in diesem Jahr rund 2,1 Millionen -, gilt das Hauptinteresse meist der legendären Halbzeitshow, für die jedes Jahr ein Superstar engagiert wird.

Zu verdanken haben die Clubs der NFL das steigende Interesse in Deutschland auch importierten Spielern wie dem Nürnberger Dominik Eberle, der bei den Las Vegas Raiders als Kicker unter anderem für Fieldgoals verantwortlich ist. Mark Nzeocha, der seine Karriere im American Football im Alter von 13 Jahren in Rothenburg ob der Tauber bei den Franken Knights gestartet hatte, hat es mit den San Francisco 49ers sogar bis in das Super Bowl Finale geschafft. Die kalifornische Mannschaft musste sich allerdings im wichtigsten Spiel des Jahres den Kansas City Chiefs geschlagen geben.

Bekannte Kicker in unbekannten Ligen sind ebenfalls ein Anreiz für Fans, für Begegnungen und Sportwetten über den Tellerrand von Bundesliga, Premier League und den anderen Spitzenligen hinaus zu gucken. Während es in den 70er Jahren noch jede Menge Schlagzeilen machte, als „Kaiser“ Franz Beckenbauer erstmals seine Stollenschuhe für einen US-amerikanischen Verein anzog, nachdem er von Bayern München zum NY Cosmos gewechselt war, zieht es inzwischen so manchen Spitzenspieler nach seinem Karriereende in der Bundesliga ins Ausland. Zweit- oder Drittligisten finden ebenfalls fernab der Heimat Chance, die sich ihnen in den Fußballhochburgen so schnell nicht bieten.

Dazu gehört etwa der gebürtige Bochumer Felix Bastians, der nach einem kurzen Aufenthalt im Oberhaus des deutschen Fußballs überwiegend in der Zweit- oder Drittklassigkeit spielte. Er verbrachte ab 2018 drei erfolgreiche Jahre beim chinesischen Erstliga-Club TJ Tiger, ehe er im Januar 2021 zum belgischen Erstligisten Waasland-Beveren wechselte. Der gebürtige Hamburger Zhi Gin Andreas Lam, der außer der deutschen Staatsangehörigkeit auch einen Hongkong-Pass besitzt, wechselte 2016 von Greuther Fürth zunächst zum Spitzenclub Kitchee in der 1. Liga Hongkongs und dann zu R und F Hongkong.

Lukas Podolski, langjähriger Star bei Bayern München und FC Köln, hat bereits diverse internationale Transfers hinter sich. Nach Abstechern zu Inter Mailand und Arsenal FC ist er nach mehreren Saisons beim japanischen Erstligisten Vissel Kobe erneut beim türkischen Club Antalyaspor unter Vertrag.

Esports sind nicht nur bei Wettfans groß im Kommen. Die rein virtuell ausgetragenen Wettkämpfe werden in etlichen Disziplinen in zahlreichen Ländern bereits als ebenbürtig mit physischem Sport eingestuft. Zu den populärsten Esports gehört nicht nur in Europa Fußball.

Selbst die als eher konservativ geltende Bundesliga zählt zu den Anhängern. Die meisten Spitzenclubs haben mittlerweile virtuelle Kicker unter Vertrag, die auf der Konsole für ihren Verein um Punkte und Titel kämpfen. Die alljährlich ausgetragene Weltmeisterschaft um den FIFA E-Cup zieht Anwärter aus aller Welt an. Amtierender Titelträger ist der deutsche Esportler Mohammed „MoAuba“ Harkous, der durch seinen Sieg um 250.000 US Dollar reicher wurde. Gemeinsam mit seinem damaligen Teamkollegen Michael „MegaBit“ Bittner holte „MoAuba“ zudem den deutschen Meistertitel für Werder Bremen. „MoAuba“ ist mittlerweile von der Weser in die Schweiz gewechselt. Bittner kickt weiter für Bremen.

Vor allem in Asien sind andere Esports-Arten Superhits. Weltmeisterschaften in Videogames wie „League of Legends“ und „Dota2“ sind mit millionenschweren Preisgeldern dotiert und ziehen immer mehr Spieler und Zuschauer in den Bann. Selbst die verschiedenen Zeitzonen der Turniere tun der Popularität keinen Abbruch. Schließlich gibt es bei den meisten Online-Plattformen die Möglichkeit zum Replay, auch wenn es dann fürs Wetten zu spät ist. Wer nicht nur zuschauen, sondern selbst mitspielen will, hat dazu mittlerweile jede Menge Möglichkeiten, dank der stetig wachsenden Anzahl an Esports-Ligen aller Art auch in Deutschland. Und selbst wenn die alten Römer und Griechen die neuen Sportarten nicht erkennen würden, käme ihnen der Enthusiasmus dafür nur allzu bekannt vor.