Sehenswürdigkeit: Weltzeituhr Berlin Alexanderplatz (Deutschland)
Es ist nicht so, dass die Bürger der DDR, des ehemaligen kommunistischen deutschen Staates, Weltreisende waren. Nur wenige flogen nach New York, Neu-Delhi oder Seoul. Die begrenzte Mehrheit bekam eine Weltzeituhr.
Diejenigen, die zurückblieben, weil sie ihr Land so sehr wollten, dass sie darin eingesperrt werden mussten, bekamen die Welt auf der neuen Weltuhr zu sehen, die das Regime zum 20. Jahrestag der DDR bestellt hatte. Als dieses Objekt am 30. September 1969 enthüllt wurde, wussten die Ostberliner, wie spät es in Tokio, Rio de Janeiro und San Francisco war. Praktischerweise sieht man aber auch die aktuelle Uhrzeit Berlins.
Rotierende Darstellung des Sonnensystems
Warum dorthin gehen? Wenn man weiß, wie spät es dort war, ist das fast so, als wäre man in San Francisco mit Blumen im Haar, als würde man an der Copacabana ein Bad im Meer nehmen oder in Tokio Chicken Teriyaki-Soße essen, nicht wahr? Aber natürlich nicht. Ein Objekt wie dieses für die DDR-Bürger zu bauen, war zynisch.
Der Bau wurde schnell zu einer der Hauptsehenswürdigkeiten in Ostberlin und später in ganz Berlin. Das ist er immer noch. Heute haben die ehemaligen DDR-Bürger das Recht, die Welt durch ihre Weltuhr symbolisiert zu sehen, d.h. das Objekt im DDR-Design der 1960er Jahre verursacht keine Reiselust, die nicht erfüllt werden kann. Nicht mehr.
Heutzutage steht dieses Wort für die Berliner Weltzeituhr, in den meisten Fällen das etwas seltsam aussehende Ding am Alexanderplatz. An ihrer Spitze hat sie eine rotierende Darstellung unseres Sonnensystems. Kleine Metallkügelchen sind die Planeten, Metallstäbe sind ihre Bahnen.
Leichter Höhenunterschied
Weiter unten rotieren die Namen von 146 Städten in der Welt genau durch die 24 Zeitzonen der Erde. Jede hat ihre eigene Farbe. Nachts sieht die Weltzeituhr interessant aus, weil die Metallplatten mit den Städtenamen beleuchtet sind.
Die Berliner Weltuhr ist als historische Sehenswürdigkeit gesetzlich geschützt. Zu ihrem 50. Jahrestag im Jahr 2019 wurden die Vermarktungsrechte liberalisiert. Das bedeutet, dass in den Souvenirläden kleine Modelle der Weltuhr angeboten wurden.
Mit dem Bau der Weltzeituhr wurde 1968 begonnen. Foto: Erich John
Auch der Berliner Fernsehturm auf der anderen Seite des Bahnhofs Alexanderplatz wurde 1969 eingeweiht, nur vier Tage nach der Weltzeituhr. Der geringe Höhenunterschied von 386 gegenüber 10 Metern ist kaum wahrnehmbar.
Wie ein Eisberg
Ähnlich wie Bäume oder Eisberge liegt ein bedeutender Teil der Weltuhr, den kaum jemand sieht, unter der Oberfläche. Zwei Meter unter der Erde können Ingenieure einen ziemlich großen Technikraum betreten. Er beherbergt zum Beispiel den Elektromotor, der das „Sonnensystem“ antreibt, und das Getriebe für den Zeitzonenring. Letzteres ist ein modifiziertes Getriebe aus einem Trabant, einem jener winzigen Pappfahrzeuge, die das DDR-Regime „Autos“ nannte.
Weiter oben ist der einzelne Pfeiler, der die Weltuhr trägt, hohl und enthält eine Metallleiter, die von Technikern benutzt wird, um den oberen Teil des Uhrwerks der Uhr zu überprüfen oder zu reparieren. Einige der letzteren wurden nach der Wiedervereinigung Deutschlands modernisiert. Städte, die die DDR „vergaß“, Tel Aviv und Jerusalem, wurden hinzugefügt, andere wurden aktualisiert.
Verwandte Merkmale
Damals, vor rund 50 Jahren in der DDR, gewann der Designer Erich John einen Wettbewerb für ein Objekt, das das Regime in der Innenstadt bauen wollte. Die Führung in Ost-Berlin beauftragte ihn. Heike Schüler hat gerade ein Buch mit dem Titel „Weltzeituhr und Wartburg-Lenkrad“ veröffentlicht, in dem sie die ganze Geschichte erzählt.
Zentrum der Stadt
Bei ihren Nachforschungen stieß sie auf Erich John, einen sympathischen Mann, der inzwischen 88 Jahre alt ist. Vor dem Jahrestag wurde er vor seiner Weltzeituhr fotografiert. Im Jahr 1968 hatte er eine erste Skizze von der Konstruktion gezeichnet, die er sich vorstellte. Es stellte sich heraus, dass das Objekt genau wie diese Skizze aussah. Der Fernsehturm und die Weltzeituhr wurden beide im Herbst 1969 eingeweiht.
Bei der Durchsicht alter Akten fand Heike Schüler heraus, dass die Berliner Weltuhr einen Vorgänger hat. Darunter befand sich eine Art Säule aus dem 19. Jahrhundert, an deren Spitze regelmäßige Uhren und meteorologische Instrumente befestigt waren. Das DDR-Regime griff diese Idee auf, die Erich John modifizierte.
In Ostberlin war die Weltzeituhr ein beliebter Treffpunkt, aber das gilt auch heute noch. „Sollen wir uns auf dem Alexanderplatz treffen?“ „Ja, sicher. Weltzeituhr, 17 Uhr.“ Sie kann auch als riesiger, stationärer Regenschirm verwendet werden. Aus der Perspektive eines beliebigen Punktes in Berlin ist er so etwas wie das Zentrum der Stadt oder sogar des Universums.